Empathie ist eine Schlüsselqualifikation für jeden Menschen. Sie ist entscheidend für den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen im beruflichen, familiären und sozialen Umfeld – und vor allem in diesen unsicheren Zeiten für gute Führungskräfte von entscheidender Bedeutung. Doch was ist Empathie und wie lässt sie sich entwickeln?

Direkt zur passenden Antwort:

Was bedeutet Empathie?

Welche Formen der Empathie gibt es?

Woraus besteht Empathie?

Warum ist Empathie für Führungskräfte so wichtig?

Was bedeutet empathische Führung?

Kann man Empathie lernen?

Der Zusammenhang zwischen Empathie und besserer Leistung?

Was bedeutet Empathie?

Beginnen wir damit, zu verstehen, was Empathie ist und wie sie sich von Sympathie unterscheidet. Empathie ist die Fähigkeit, die Bedürfnisse anderer als Individuen zu verstehen, auch wenn man nicht unbedingt mit deren Gefühlen oder Bedürfnissen übereinstimmt oder sie teilt. Der Hauptunterschied zur Sympathie besteht darin, dass man bei der Sympathie die gleichen Gefühle wie die andere Person hat. Im Gegensatz dazu bedeutet Empathie, dass Sie die Gefühle oder Bedürfnisse der anderen Person verstehen, aber möglicherweise nicht mit ihnen übereinstimmen oder sie teilen. Sie versetzen sich in die Lage der anderen Person und vermitteln ihr, dass Sie ihren Standpunkt verstehen und dass er unabhängig von Ihren eigenen Gefühlen gültig ist. Empathie ist damit sehr viel schwieriger zu erreichen.

Die verschiedenen Formen der Empathie

Die Psychologen Daniel Goleman und Paul Ekman unterscheiden zwischen drei Formen von Empathie:

1. Kognitive Empathie

Hier geht es darum zu verstehen, wie sich eine andere Person fühlt und warum sie so fühlt. Kognitive Empathie, manchmal auch Perspektivenübernahme genannt, verbindet Sie mit Ihrem Gesprächspartner auf der Ebene des Denkens. Sie geht jedoch nicht weiter und stellt keine Verbindung zu der Person her, indem sie ihre Gefühle teilt. Daher kann kognitive Empathie als kalt oder von der Situation losgelöst angesehen werden.

2. Emotionale Empathie

Sie geht über die kognitive Empathie hinaus, indem sie die gleichen Emotionen und Gefühle wie die Person, mit der Sie sprechen, teilt. Sie können emotionale Empathie erreichen, indem Sie die Situation der betreffenden Person mit ähnlichen Situationen vergleichen, die Sie selbst erlebt haben, und indem Sie die Emotionen, die Sie damals empfunden haben, nutzen, um eine tiefere emotionale Verbindung herzustellen. Es ist wichtig, Ihre emotionale Empathie mit kognitiver Empathie zu kombinieren, denn wenn Sie sich nur auf die emotionale Seite konzentrieren, sind Sie möglicherweise nicht in der Lage, Ihre eigenen Emotionen erfolgreich zu kontrollieren und können die Kontrolle verlieren.

3. Mitfühlende Empathie

Die „Mitfühlende Empathie“ ist die dritte Form der Empathie und baut auf den ersten beiden auf. Das Heißt: Sie verstehen nicht nur, wie sich die andere Person fühlt und teilen mit ihr die gleichen Emotionen, sondern bieten auch Unterstützung, Hilfe und Mitgefühl an. Wichtig ist, dass Sie die ersten beiden Arten der Empathie erfahren haben, bevor Sie handeln. Nur so können Sie ein Gleichgewicht zwischen Analyse (kognitiv) und Gefühl (emotional) herstellen, um dann praktische Lösungen zu finden.

Die fünf Elemente der Empathie

Um Empathie zu zeigen, müssen Menschen fünf Schlüsselelemente beherrschen. Daniel Goleman definiert sie so:

1. Andere verstehen

Andere zu verstehen, ist der grundlegende Ausgangspunkt für Empathie und beinhaltet die Fähigkeit, die Gefühle und Perspektiven anderer wahrzunehmen und auf der Grundlage dieses Wissens zu handeln. Dieses Verständnis kann erreicht werden, indem Sie zuhören, was jemand sagt, und das Gesagte mit emotionalen und visuellen Hinweisen kombinieren.

2. Andere entwickeln

Aufbauend auf dem Verständnis geht es bei diesem Element darum, andere zu fördern, indem Sie auf ihre Bedürfnisse und Anliegen eingehen. Wer über diese Fähigkeit verfügt, hilft anderen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihr volles Potenzial zu entfalten.

3. Dienstleistungsorientierung

Dienstleistungsorientierung ist besonders wichtig in Situationen, in denen Sie mit Kunden zu tun haben, und bedeutet, dass die Bedürfnisse Ihrer Kundinnen und Kunden an erster Stelle stehen. Es geht darum, sich in Kundinnen und Kunden hinzuversetzen, ihre Probleme zu verstehen und diese zu lösen. Die gleichen Fähigkeiten können auch im persönlichen oder familiären Umfeld eingesetzt werden.

4. Vielfalt nutzen

Jeder Mensch ist anders, daher erfordert erfolgreiches Einfühlungsvermögen, dass Menschen als Individuen behandelt werden, unabhängig von ihrem Hintergrund. Bei diesem Element geht es darum, die Art und Weise, wie Sie mit anderen interagieren, auf deren Bedürfnisse und Gefühle abzustimmen, basierend auf dem Einfühlungsvermögen und dem Verständnis, das Sie aufgebaut haben.

Politisches Bewusstsein

Dieses Element von Empathie bedeutet, dass Sie sich der politischen Realitäten in der Gruppe, im Team oder in der Situation bewusst sind und entsprechend darauf zu reagieren. Es erfordert ein Verständnis der Machtverhältnisse und wie diese genutzt werden können, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, ohne Unruhe zu stiften.

Warum ist Empathie für Führungskräfte so wichtig?

In der Vergangenheit wurde Empathie als Softskill angesehen. Viele Führungskräfte haben die Relevanz demnach nicht erkannt. Dabei ist klar: Empathie ist der Schlüssel für eine unterstützende, tolerante und offene Kultur, die Innovation und Teamarbeit ermöglicht. Schließlich bringen Ihre Mitarbeitenden bessere Leistung, wenn sie sich unterstützt fühlen und sich kontinuierlich verbessern können. Stärkere Beziehungen zwischen Arbeitnehmer und Führungskraft führen außerdem zu mehr Engagement, Loyalität und stärkerer Mitarbeiterbindung.

Hinzu kommt: Die Arbeitswelt hat sich stark verändert. Um das Beste aus ihren Mitarbeitenden herauszuholen, brauchen Führungskräfte heute Einfühlungsvermögen. Jeder Mensch möchte als Individuum behandelt werden, deshalb ist es wichtig, dass Führungskräfte Probleme und Fragen, die die individuelle Leistung beeinflussen könnten, auf eine unterstützende und einfühlsame Weise verstehen.

Arbeitnehmer, insbesondere die jüngeren Generationen, erwarten mehr von ihrer Arbeit: Sie wollen Anerkennung, sie wollen für Unternehmen arbeiten, deren Ziele mit ihren eigenen Interessen übereinstimmen, und sie wollen Arbeitgeber, die ihre persönlichen Belastungen, Verpflichtungen und Sorgen verstehen. Das gilt übrigens insbesondere in der gegenwärtigen schwierigen wirtschaftlichen Situation.

Klar ist: Die heutige (Arbeits-)Welt erfordert einfühlsame Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden verstehen und mit ihnen in Kontakt treten. Empathie und Führung gehören heute zusammen – das hat auch unser Future of Work Report gezeigt.

Was ist empathische Führung?

Empathische Führung (oder professionelle Empathie) wendet die Konzepte der Empathie auf Arbeitsbeziehungen an.

Empathische Führungskräfte sind in der Lage verschiedene Perspektiven einzunehmen. Sie verstehen die Emotionen ihrer Teammitglieder, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Büros – und das zahlt sich aus: Ein empathischer Führungsstil fördert eine Kultur und ein Arbeitsumfeld, die sich durch Integration und Vielfalt auszeichnen, da die Ansichten, Erfahrungen und Hintergründe aller Mitarbeitenden gleichwertig behandelt werden, ohne jemanden zu bevorzugen. Die Sorge um Kundinnen und Kunden steht an erster Stelle und ist entscheidend für eine integrative Führung.

Im Arbeitsalltag zeigen empathische Führungskräfte also ein besonderes Verhalten:

  • Sie nehmen sich die Zeit, alle Mitarbeitenden zu verstehen und Beziehungen zu ihnen aufzubauen, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihrer Stellung im Team.
  • Sie sind offen und bereit, Fragen und Probleme zu diskutieren, ohne dabei negativ zu sein.
  • Sie sind hervorragende aktive Zuhörer, die visuelle, sprachliche und emotionale Signale verstehen.
  • Sie fördern Einigkeit und setzen sich für Vielfalt und Respekt für alle ein.
  • Sie behandeln jeden als Individuum und passen ihre Reaktionen und Handlungen entsprechend an.

Empathische Führung ist sowohl in alltäglichen als auch nicht alltäglichen Situationen relevant:

In Zeiten des Wandels

Wenn ein Unternehmen eine große Veränderung durchmacht, zum Beispiel eine Fusion oder Übernahme, helfen einfühlsame Führungskräfte ihren Teammitgliedern, den Übergang zu bewältigen: Sie bieten emotionale Unterstützung, erkennen die Schwierigkeiten und Unsicherheiten der Situation an und vermitteln eine klare und mitfühlende Vision für die Zukunft.

Unterstützung der Mitarbeitenden bei persönlichen Herausforderungen

Empathische Führungskräfte erkennen, dass Teammitglieder eigenständige Personen sind, die auch ein Leben außerhalb der Arbeit haben. Wenn ein Teammitglied mit persönlichen Herausforderungen konfrontiert ist, beispielsweise mit familiären Problemen, bietet eine einfühlsame Führungskraft Unterstützung und Flexibilität. Sie hilft der Person, die Arbeitsbelastung zu bewältigen und gleichzeitig die persönliche Situation zu meistern.

Einem Mitarbeitenden helfen, der Schwierigkeiten mit der Arbeit hat

Empathische Führungskräfte helfen Teammitgliedern, die mit ihrem Arbeitspensum oder ihrer Verantwortung kämpfen. Sie bieten Unterstützung an, stellen zusätzliche Ressourcen oder Schulungen zur Verfügung und suchen gemeinsam mit dem Teammitglied nach einer Lösung.

In Zeiten der Krise

Wenn sich eine Organisation in einer Krise befindet, wie zum Beispiel während der COVID-19-Pandemie, sorgen empathische Führungskräfte dafür, dass sich ihre Teammitglieder, sich sicher und unterstützt fühlen. Sie kommunizieren regelmäßig und transparent, bieten emotionale Unterstützung und Ressourcen an und arbeiten mit ihrem Team zusammen, um kreative Lösungen für bevorstehende Herausforderungen zu finden.

Mit Konflikten am Arbeitsplatz umgehen

Empathische Führungskräfte helfen Teammitgliedern, die mit Konflikten am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Sie sind in der Lage, sich beide Seiten der Situation anzuhören, den Standpunkt jedes Einzelnen anzuerkennen und gemeinsam mit den Teammitgliedern nach einer zu Lösung suchen, die den Bedürfnissen aller gerecht wird.

Kann man Empathie lernen?

Manche Menschen verfügen von Natur aus über ein höheres Maß an Einfühlungsvermögen, ebenso wie andere über eine höhere emotionale Intelligenz verfügen. Allerdings ist Empathie keine angeborene Fähigkeit, sondern grundsätzlich für jeden erlernbar. Jede Führungskraft kann also trainieren, empathischer zu werden. Und dabei gilt: Je mehr Sie sich in Empathie üben, desto besser werden Sie darin.

Wichtig ist bei dieser Empathie, dass es sich nicht nur um ein Lippenbekenntnis handelt, sondern um echtes Einfühlungsvermögen. Als Führungskraft sollten Sie davon ausgehen, dass Ihre Mitarbeitenden alles andere schnell bemerken. Die möglichen Folgen sind Demotivation und mangelndes Engagement.

Diese fünf Fähigkeiten bilden die Grundlage für echtes Einfühlungsvermögen und helfen Ihnen, eine empathische Führungskraft zu werden:

1. Verbringen Sie Zeit damit, Ihre Mitarbeitenden kennen zu lernen

Nehmen Sie sich Zeit, um sich mit den alltäglichen Problemen vertraut zu machen, mit denen die Mitarbeitenden intern und extern konfrontiert sind. So verstehen Sie, was sie als Person motiviert. Gleichzeitig bekommen Sie einen Blick für alle Probleme, die ihr Arbeitsglück beeinträchtigen könnten. Gerade in der heutigen hybriden Arbeitswelt ist es wichtig, ein ganzheitliches Verständnis zu entwickeln, das auch das Privatleben einschließt.

2. Seien Sie ein guter Zuhörer

Hören Sie Ihren Teammitgliedern aufmerksam zu. Das bedeutet, dass Sie sich auf das konzentrieren, was sie sagen (und nicht sagen), indem Sie auf verbale und nonverbale Hinweise achten. Zeigen Sie, dass Sie sich aktiv beteiligen, indem Sie Fragen stellen, um ein tieferes Verständnis zu erlangen. Überlassen Sie Ihren Mitarbeitenden aber die Führung. Wenn nötig, versichern Sie der interviewten Person, dass Sie ihr helfen wollen, anstatt ihre Äußerungen zu bewerten. Konzentrieren Sie sich auf das Gespräch und unterbrechen Sie es nicht.

3. Seine Sie integrativ

Integrative Führungskräfte hören allen Teammitgliedern zu, unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihrer Erfahrung. Machen Sie also deutlich, dass Sie die Ansichten und Perspektiven aller schätzen, und lassen Sie alle Mitarbeitenden in Teamsitzungen zu Wort kommen. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem sich alle Mitarbeitenden sicher fühlen und in dem sie sich austauschen können. Verwenden Sie integrative Formulierungen wie “Lassen Sie uns hören, was X darüber denkt”, um sicherzustellen, dass sich alle gleichermaßen wertgeschätzt und einbezogen fühlen.

4. Bleiben Sie frei von Urteilen

Zeigen Sie Verständnis, wenn Sie beobachten, wie Menschen arbeiten und Aufgaben erfüllen. Das bedeutet, dass Sie nicht nur die tatsächlichen Ergebnisse sehen, die sie liefern, sondern auch die Gründe verstehen, die ihre Arbeit behindern. Betrachten Sie das Gesamtbild und nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln, anstatt verärgert oder wütend zu sein, wenn ihre Arbeit zunächst nicht den Anforderungen entspricht.

5. Mit gutem Beispiel vorangehen

Der Grad der Empathie als Führungsqualität kann ständig verbessert werden. Holen Sie sich 360-Grad-Feedback von allen, mit denen Sie zusammenarbeiten, ein und nutzen Sie es. Dadurch erhalten Sie eine neue Perspektive auf die Fähigkeiten, die Sie entwickeln müssen, und zeigen, dass Sie offen für das Feedback und die Perspektiven anderer sind. Diese Selbsterkenntnis als Führungskraft ist entscheidend für die Verbesserung und Vertiefung Ihrer Fähigkeiten.

Fazit: Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Empathie einer Führungskraft und besserer Leistung

Erfolgreiche Unternehmen wissen um die Bedeutung von Empathie in der Führung, gerade nach der Pandemie und in diesen unsicheren Zeiten.

Empathie schafft produktive, integrative und innovative Arbeitsplätze und Teams, die die Konkurrenz übertreffen, und trägt dazu bei, die Mitarbeitenden länger an das Unternehmen zu binden. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass alle Ihre Führungskräfte, von der obersten Führungsebene abwärts, die Bedeutung von Empathie erkennen.

Es liegt an den Unternehmen und ihren HR-Teams, Empathie zu einem zentralen Bestandteil zukünftiger Führungskräfteentwicklungsprogramme zu machen.

Wie Tivian’s Leadership 360 bei der Entwicklung empathischer Führungskräfte unterstützt

Empathie ist für jede Führungskraft relevant. Wie andere Führungskompetenzen kann sie erlernt, verbessert und entwickelt werden, um optimale Ergebnisse für Sie, Ihr Team und das gesamte Unternehmen zu erzielen.

Die Verbesserung empathischer Führung beginnt mit Feedback und Tivians Leadership 360 bringt die Kraft des Feedbacks zu Führungskräften auf allen Ebenen. Es ermöglicht Führungskräften, auf Abruf Feedback von ihren Managern, Kollegen, Untergebenen und Teammitgliedern zu erhalten. Diese Erkenntnisse zeigen, wo Ihre Stärken liegen und wo Sie sich verbessern können.

Die Künstliche Intelligenz hilft Führungskräften außerdem dabei, ihren eigenen Aktionsplan für die Entwicklung zu erstellen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und eine einfühlsamere Führungskraft zu werden.