Immer mehr Arbeitnehmende machen sich Sorgen um ihre Jobsicherheit. In vielen Sektoren wie der Technologiebranche und dem Einzelhandel kam es im letzten Jahr bereits zu Massenentlassungen, während in anderen ein Einstellungsstopp verhängt wurde. Längerfristig wird der zunehmende Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) viele Aufgaben automatisieren und Jobs verändern. Viele Arbeitnehmende fürchten um ihren Arbeitsplatz oder blicken zumindest unsicher in die Zukunft.

Das Problem: Es gibt einen erwiesenen Zusammenhang zwischen Arbeitsplatzunsicherheit und einem geringeren Engagement sowie schlechterer Arbeitsleistung. Wie können Unternehmen und Führungskräfte also die Arbeitsplatzsicherheit für Mitarbeitende im Büro und remote erhöhen, um das Beste aus ihnen herauszuholen?

Was bedeutet Jobsicherheit?

„Arbeitsplatzsicherheit“ oder „Jobsicherheit“ bedeutet, dass Arbeitnehmende darauf vertrauen können, dass sie und ihre Stelle vor Entlassung oder Abbau sicher sind. Im Wesentlichen geht es um die Gewissheit, dass sie jetzt und in Zukunft bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber arbeiten können.

Arbeitsplatzsicherheit vs. Arbeitsplatzstabilität

Arbeitsplatzsicherheit unterscheidet sich grundlegend von Arbeitsplatzstabilität. Arbeitsplatzstabilität bedeutet, dass die eigene Rolle beständig und im Großen und Ganzen unveränderlich ist. Das heißt: Sie gehen jeden Tag in dasselbe Büro, haben mit denselben Leuten zu tun und erledigen dieselben Aufgaben, wobei Sie sicher sein können, dass Sie am Ende des Monats dasselbe Gehalt erhalten. Es kann gut sein, dass Sie Ihr ganzes Arbeitsleben lang bei demselben Unternehmen bleiben.

In der Vergangenheit schätzten Generationen wie die Baby Boomer die Stabilität des Arbeitsplatzes und machten sie zu einem der wichtigsten Kriterien bei der Jobsuche. Im Laufe der Zeit haben viele Faktoren die Arbeitsplatzstabilität in allen Branchen drastisch verringert:

  • Der Aufstieg der Technologie hat dazu geführt, dass viele Büroarbeitsplätze, selbst in ehemals sicheren Branchen wie dem öffentlichen Sektor, automatisiert wurden oder neue Qualifikationen erforderten – und das, bevor wir überhaupt mit den Auswirkungen von KI beginnen. So schätzt Goldman Sachs, dass KI 300 Millionen Arbeitsplätze in den USA und Europa in Zukunft ersetzen könnte.
  • Immer mehr Arbeitsplätze sind in der Gig-Economy angesiedelt, in der die Mitarbeitenden nicht für ein festes Gehalt, sondern auf Projektbasis bezahlt werden – häufig auch nebenberuflich. Das bietet ihnen zwar Flexibilität, erhöht aber auch die Arbeitsplatzunsicherheit.
  • Der Wettbewerb nimmt zu, und viele Branchen sind inzwischen wirklich global. Unternehmen verlagern ganze Abteilungen oder Funktionen in andere Länder, um ihre Effizienz zu steigern. Fast über Nacht schließen sie ihre Büros.
  • Pandemische Heimarbeit und jetzt auch hybrides Arbeiten tragen zur Instabilität bei. Selbst wenn die Mitarbeitenden dieselbe Tätigkeit ausüben, ist es unwahrscheinlich, dass sie oder ihre Kollegen fünf Tage in der Woche im Büro sind, was die Routine unterbricht und möglicherweise zu Gefühlen von Isolation führt und die Unternehmenskultur beeinträchtigt.

Klar ist heute – und gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten: Arbeitsplatzstabilität ist für viele in den Hintergrund gerückt. Stattdessen wollen viele Arbeitnehmende Jobsicherheit. Auch die jüngere Generation strebt zunehmend mehr nach Sicherheit am Arbeitsplatz.

Was beeinflusst die Arbeitsplatzsicherheit?

Wie sicher und wohl sich Mitarbeitende an ihrem Arbeitsplatz fühlen, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Sie vertrauen darauf, dass ihr Arbeitgeber finanziell gut dasteht und dass die Branche, in der sie tätig sind, ein Wachstum verzeichnet. Im Wesentlichen wollen sie sicher sein, dass das Unternehmen langfristig bestehen bleibt und nicht geschlossen oder von einem Konkurrenten übernommen wird.
  • Sie vertrauen darauf, dass ihre Rolle selbst bestehen bleibt und sich im Großen und Ganzen nicht ändern wird. Die meisten Menschen haben Angst vor Veränderungen, vor allem, wenn es darum geht, neue Fähigkeiten zu erlernen oder neue Verfahren zu befolgen, zum Beispiel wenn neue IT-Systeme eingeführt werden.
  • Sie vertrauen darauf, dass ihre Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten auch in Zukunft bleiben werden. Natürlich gibt es in jedem Unternehmen eine gewisse Fluktuation, aber wenn viele Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, kann das das Sicherheitsgefühl beeinträchtigen.
  • Ihr Vertrauen in die Wirtschaft insgesamt. Wir alle haben gesehen, wie sich die Pandemie auf die Arbeitsplatzsicherheit ausgewirkt hat. An ihre Stelle sind nun jedoch Sorgen über die steigende Inflation, eine mögliche Rezession und Kostensenkungen der Unternehmen getreten.

Die verschiedenen Generationen betrachten die Arbeitsplatzsicherheit auf unterschiedliche Weise. Ältere Generationen, wie die Babyboomer und die Generation X, schätzen Sicherheit viel mehr als ihre jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Die Generation Y ist beispielsweise dafür bekannt, dass sie häufiger den Arbeitsplatz wechselt und neue Erfahrungen der Arbeitsplatzsicherheit vorzieht. Für Generation Z wiederum ist Sicherheit ein wichtiger Aspekt bei der Jobsuche. Sie kommen mit Unsicherheit und Sorgen in Bezug auf ihre eigene Zukunft auf den Arbeitsmarkt und wollen neben freier Entfaltung auch Jobsicherheit.

Warum Arbeitsplatzsicherheit so wichtig ist

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Gefühl, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, und der Bereitschaft, sein Bestes zu geben. Laut Gallup sinkt das Engagement derjenigen, die sich Sorgen um ihre aktuelle und zukünftige Arbeitsplatzsicherheit machen, um 37 Prozent.

Die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2022 sind demzufolge wenig überraschend. Befragt wurden 1.200 deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus unterschiedlichen Branchen nach jenen Aspekten, die ihnen in Hinblick auf die Arbeit und ihren Arbeitgeber am wichtigsten sind. Die Arbeitsplatzsicherheit ist hierbei der wichtigste Aspekt für die 18- bis 24-Jährigen.

Gleichzeitig wächst die Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit in Deutschland in den letzten Jahren, was die Ergebnisse einer von 2018 bis 2020 jährlich durchgeführten statista Befragung zeigen. Hierbei geben in der ersten Befragung 15 Prozent der Befragten an, dass sie sich Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes machen, während es 2020 bereits rund 23 Prozent sind.

Hand aufs Herz: Steigern unsichere Arbeitsplätze die Leistung?

In der Vergangenheit (und zum Teil auch heute noch) glaube viele Manager, dass ein gewisses Maß an Arbeitsplatzunsicherheit eine motivierende Wirkung auf die Mitarbeitenden hat. Die Sorge, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, veranlasse sie dazu, sich mehr anzustrengen, um ihren Chef zu beeindrucken und ihre Rolle zu behalten. General Electric beispielsweise verwendete ein 20-70-10-System, das von den Managern bewertet wurde. Die besten 20 Prozent der Mitarbeitenden wurden belohnt und die schlechtesten 10 Prozent entlassen.

Die Analyse zeigt jedoch, dass ein Zusammenhang zwischen Unsicherheit und höherer Produktivität nur begrenzt besteht. Forschende der University of Auckland und der University of Texas in San Antonio fanden heraus, dass unsichere Arbeitsplätze zwar einen gewissen positiven Einfluss auf die Produktivität haben, dass sie sich aber auch negativ auf Kreativität, Innovation und Hilfsbereitschaft auswirken. Da sich Unternehmen zunehmend durch Agilität und Innovation differenzieren, ist es also kontraproduktiv, Arbeitsplatzsicherheit als Bedrohung einzusetzen.

 

Die Vorteile der Arbeitsplatzsicherheit

Anstatt unsichere Arbeitsplätze als Mittel zu betrachten, um Arbeitnehmende zu mehr Arbeit zu bewegen, ist es wichtig, sich auf die Vorteile einer guten Arbeitsplatzsicherheit sowohl für die Mitarbeitenden als auch für das Unternehmen zu konzentrieren.

Die Vorteile von Arbeitsplatzsicherheit für Mitarbeitende

  • Weniger Stress und Ängste. Die ständige Sorge, dass der Arbeitsplatz verloren gehen könnte, beeinträchtigt das psychische Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit. Es schadet den Beziehungen am Arbeitsplatz und zu Familienmitgliedern und kann zu Burnout oder Zusammenbruch führen.
  • Höheres Engagement. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Sicherheit und dem Mitarbeiterengagement. Und engagierte Mitarbeitende sind motivierter, innovativer und produktiver.
  • Bessere Arbeitsqualität. Mitarbeitende, die sich sicher fühlen, geben sich besonders viel Mühe, bieten ihren Kunden einen besseren Service und fungieren als Botschafter für ihr Unternehmen.

Die Vorteile der Arbeitsplatzsicherheit für Unternehmen

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Unternehmen mit einem hohen Maß an Arbeitsplatzsicherheit und Erfolg. Denn Unternehmen, die Jobsicherheit vermitteln, profitieren durch:

  • Geringere Abwesenheitsquote – Stress, der durch Unsicherheit verursacht wird, wirkt sich sowohl auf den Einzelnen als auch auf den Arbeitgeber aus. Wenn Mitarbeitende nicht zur Arbeit kommen können, bedeutet dies eine zusätzliche Belastung für andere Teammitglieder und untergräbt das Kundenerlebnis.
  • Höhere Mitarbeiterbindung – unzufriedene Mitarbeitende, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, verlassen das Unternehmen eher, bevor sie entlassen werden. Sie zu ersetzen verursacht zusätzliche Kosten und Arbeitsbelastung.
  • Bessere Unternehmenskultur ­– wenn sich jeder sich in Bezug auf seinen Arbeitsplatz unsicher fühlt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich nicht zugehörig zum Unternehmen oder Team fühlt. Solche Mitarbeitende konzentrieren sich dann möglicherweise nur auf ihre Arbeit und konkurrieren mit ihren Kolleginnen und Kollegen – und das wirkt sich auf die Kultur und das Arbeitsumfeld aus.
  • Effektivere Mitarbeitende – wenn Angestellte ständig in Sorge sind, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, verbringen sie weniger Zeit mit ihrer eigentlichen Arbeit. Dies verringert die Gesamtproduktivität und schadet dem Endergebnis.
  • Besserer Ruf und Anziehungskraft für Top-Talente – heutzutage ist es einfach, über Bewertungsportale wie Glassdoor genau herauszufinden, wie es ist, in einem bestimmten Unternehmen zu arbeiten. Wenn Ihr Unternehmen in den Ruf gerät, keine Arbeitsplatzsicherheit zu bieten, werden potenzielle Bewerbende das wahrscheinlich herausfinden und sich stattdessen für die Konkurrenz entscheiden.

Wie können Manager die Arbeitsplatzsicherheit ihrer Mitarbeitenden erhöhen?

Besonders in diesen unsicheren Zeiten kann es für das Management schwierig sein, das Gefühl der Arbeitsplatzsicherheit bei ihren Mitarbeitenden zu erhöhen. Schließlich sind sie oft ebenso besorgt, ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder sind ebenfalls von den steigenden Lebenshaltungskosten und stagnierenden Löhnen betroffen. Allerdings gibt es vier Bereiche, auf die sich Manager konzentrieren sollten, um Mitarbeitende, die einen sicheren Arbeitsplatz suchen, zu beruhigen und zu motivieren:

1. Offen und transformational führen

Transformationale Führungskräfte motivieren ihre Mitarbeitenden und zeigen Verständnis für deren Anliegen. Sie sind transparent und geben Informationen weiter, kommunizieren Veränderungen und schaffen ein Gleichgewicht zwischen Pragmatismus und Optimismus. All dies führt dazu, dass die Ängste der Angestellten in Bezug auf die Arbeitsplatzsicherheit in den Hintergrund gedrängt werden, weil sie sich darauf freuen, zur Arbeit zu kommen und die Chancen sehen, die der Wandel mit sich bringt. Sie sind gerne bereit, ihre Sorgen ihrem Vorgesetzten anzuvertrauen, ohne das Gefühl zu haben, dass sich das negativ auf ihre Karriere auswirken wird.

2. Zuhören und auf Feedback reagieren

Aus Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit müssen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden beruhigen und ihre Fragen beantworten. Deshalb ist Zuhören eine Schlüsselqualifikation – sei es in persönlichen Gesprächen oder durch das Einholen von Feedback über Umfragen. Wenn man versteht, was Mitarbeitende beunruhigt, und dann Antworten und Abhilfemaßnahmen anbietet, werden die Bedenken geringer und das Gefühl eines sicheren Arbeitsplatzes stärker.

3. Lernen und die Entwicklung fördern

Viele Angestellte sind besorgt, dass sie nicht über die richtigen Fähigkeiten verfügen, um in der sich verändernden Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Dies wirkt sich oft auf ihr Selbstwertgefühl aus und führt zu einem Mangel an Sicherheit in Bezug auf ihren Arbeitsplatz. Vorgesetzte müssen daher ihre Teammitglieder ermutigen, relevante Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten wahrzunehmen, sei es durch das Erlernen neuer Fähigkeiten, die ihnen bei ihrer derzeitigen Tätigkeit direkt helfen, oder durch eine breitere Ausbildung, die ihnen hilft, sich weiterzuentwickeln und neue Aufgaben zu übernehmen.

4. Wohlbefinden fokussieren

Vor allem die jüngere Generation will, dass ihre geistige und körperliche Gesundheit gefördert wird. Mangelnde Arbeitsplatzsicherheit wirkt sich direkt auf das Wohlbefinden aus und kann schnell zu einem schlechten Gesundheitszustand, geringerem Engagement, einer höheren Abwesenheitsquote und höheren Fluktuation führen. Durch die Bereitstellung einer breiten Palette von Ressourcen für das Wohlbefinden unterstützen Unternehmen ihre Mitarbeitenden und zeigen, dass sie sich um sie als Individuen kümmern. Diese Initiativen sollten von der Unternehmensspitze ausgehen, wobei die Führungskräfte an den Sitzungen teilnehmen sollten, um das Stigma in diesem Bereich zu beseitigen und zu zeigen, dass es keine negativen Auswirkungen auf ihre Karriere gibt.

Wie Tivian dabei hilft, Mitarbeitenden Sicherheit zu geben

Mitarbeitenden zuhören und Sorgen frühzeitig beseitigen

In der heutigen Arbeitswelt ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden verstehen und erfüllen – auch was die Arbeitsplatzsicherheit betrifft. Das Verständnis beginnt mit dem Zuhören, dem Sammeln von Feedback über den gesamten Lebenszyklus der Angestellten und dem anschließenden Handeln auf Basis der Erkenntnisse, die die Umfragen liefern.

Tivian bietet eine All-in-One-Plattform, mit der Sie mit wenig Aufwand herausfinden, was Ihre Mitarbeitenden wollen. Sie können das erhobene Feedback einfach analysieren und diese Erkenntnisse nutzen, um Maßnahmen zu ergreifen und klar zu kommunizieren – all das mit dem Ziel, Ihren Mitarbeitenden die Sicherheit zu geben, die sie brauchen, um motiviert zu sein.

Transformationale Führungskräfte entwickeln

Manager müssen nicht nur die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden kennen, sie müssen auch in der Lage sein transformational zu führen und jedes einzelne Mitglied in ihrem Team fördern. Leadership 360 unterstützt alle Führungskräfte bei ihrer persönlichen Entwicklung. Es schließt Lücken, indem es notwendige Verbesserungsbereiche aufdeckt.

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