Workation: Hype oder Zukunft?

Mit dem Laptop auf dem Schoß in der Strandbar sitzen und arbeiten – bei den meisten Arbeitgebern klingeln allein bei der Vorstellung daran wohl schon die Alarmglocken. Was haben Urlaub und Arbeit schon miteinander zu tun? Doch mit der Corona-Pandemie haben sich die Mitarbeiterbedürfnisse verändert: Nach Homeoffice lautet das nächste Level nun Workation. Die Verbindung von Leben, Arbeiten und Urlaub ist ein Trend, der sowohl den Tourismus wie auch die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen stellt. Aber handelt es sich dabei um einen Hype oder die Zukunft?

Inhaltsverzeichnis

Was heißt Workation?

Welche Formen von Workation gibt es?

Voraussetzungen für Workations

Vorteile von Workations

Herausforderungen für Unternehmen

Hype oder Zukunft?

Was bedeutet der Trend für Unternehmen?

Was heißt Workation?

Der Begriff Workation ist ein Kunstwort, das sich aus den beiden englischen Begriffen „work“ und „vacation“ – also Arbeit und Urlaub – zusammensetzt. Auf den ersten Blick scheinen diese beiden Begriffe gegensätzlich: Wer im Urlaub ist, arbeitet nicht und wer arbeitet, macht keinen Urlaub. Aber genau darum geht es: Workation meint die Kombination von Arbeit und Urlaub.

Auf den zweiten Blick scheint diese Kombination auch gar nicht mehr so weit entfernt: Viele lesen und beantworten E-Mails im Urlaub oder nehmen in Hotelzimmern an Videokonferenzen teil. Kommen Ihnen diese Situationen bekannt vor? Im Unterschied hierzu geht Workation nun aber einen Schritt weiter: Statt im Urlaub zu arbeiten, finden Arbeit und Urlaub bei einer Workation in Kombination statt.

Schließlich lassen sich heute Arbeiten, die ausschließlich am Laptop erledigt werden müssen, von jedem Ort der Welt verrichten, solange Zugang zum Internet besteht. Wer also eine Mischung aus Urlaub und Arbeit verlebt, macht eine Workation. So landet bei vielen Menschen im Zeitalter „New Work“ neben der Badehose auch der Laptop im Koffer.

New Work ist das Stichwort

Bedingt durch die fortschreitende Digitalisierung und die veränderten Anforderungen an Arbeitnehmern und Arbeitgebern erleben wir einen strukturellen Wandel in unserer Arbeitswelt. Und auch durch die Pandemie haben sich die Erwartungen und Prioritäten der Angestellten in Bezug auf ihren Arbeitsplatz verändert. Tivians Future-of-Work-Report zeigt: Auch 2023 nach der Pandemie genießen Mitarbeitende es, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Gründe sind einfach: Durch Homeoffice fallen lange Anfahrtszeiten weg, die Flexibilität bei der täglichen Arbeitszeit wird erhöht und damit die allgemeine Work-Life-Balance verbessert.

New Work bedeutet für viele Unternehmen ein vollkommen neues Mindset. Woraus genau sich dieses Mindset zusammensetzt und wie Sie es schaffen, wirklich alle im Unternehmen mit einzubeziehen, erfahren Sie in unserem Blogartikel New Work: schöne neue Arbeitswelt für alle?

Urlaub vom Arbeitsplatz, nicht von der Arbeit

Urlaubsoffice. Work(vac)ation. Still und leise haben sich diese Wortkreationen in unseren Sprachgebrauch eingeschlichen. Workation-Gäste arbeiten in einem inspirierenden Umfeld mit einem gut ausgestatteten Arbeitsplatz. Nach einem produktiven Arbeitstag genießen sie das entspannte Urlaubsgefühl und schöpfen neue Energie aus der Umgebung – ihrem Workation-Room.

Workation versus Work & Travel

Workation stellt eine besondere Form der sogenannten Remote Work dar. Bei Remote Work, auch bekannt als Fern- oder Telearbeit, muss die Arbeit nicht im Büro erledigt werden. Stattdessen arbeiten die Fernarbeitenden an jedem beliebigen Ort – ganz gleich, ob daheim, auf Reisen, auf einer Parkbank oder am Strand. Der Kontakt zur Firma findet online oder telefonisch statt. Theoretisch ist eine Workation allerdings eine geringere Verpflichtung als eine Vollzeit-Fernarbeit – es ist eher als temporäres Reisen statt als neuer Lebensstil gedacht.

In Abgrenzung zum bekannteren Work & Travel verbleiben die arbeitenden Reisenden während ihrer Workation in der Regel an einem Ort. Work & Travel ist eine Reiseform, die vor allem bei jungen Erwachsenen sehr beliebt ist. Zweck dieser Reisen ist es, andere Länder, Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Die nötigen finanziellen Mittel verdienen die Reisenden durch unterschiedlich lange Gelegenheitsjobs. Bei einer Workation hingegen besteht die Arbeit nicht aus Gelegenheitsjobs, sondern entspricht den vollen Ansprüchen des Berufslebens – und auch das Alter spielt dabei keine wesentliche Rolle.

Für wen eignet sich eine Workation?

Das Fernarbeits-Modell Workation richtet sich in seinen Ursprüngen zunächst ausschließlich an Solo-Selbstständige, Freelancer oder Digital Nomads, also Unternehmer oder Arbeitnehmer mit einem eher ortsunabhängigen beziehungsweise multilokalen Lebensstil, die fast ausschließlich digitale Technologien zum Arbeiten anwenden.

Heutzutage sieht das schon anders aus. Inzwischen entscheiden sich sogar Teams oder etwa ganze Firmen für eine Workation. Woran das liegt? Ganz einfach: Mit der zunehmenden Digitalisierung von Arbeitsabläufen in Organisationen sowie den Möglichkeiten der Arbeit im Homeoffice, macht es oftmals sogar fast keinen oder nur einen geringen Unterschied, von wo aus Ihre Beschäftigten arbeiten. Zwar eignen sich Workations auch heute noch vor allem für Digitalarbeitende, die ortsunabhängig arbeiten können – aber eben auch für Personen, die sich gerne mit anderen austauschen, denen ein anderes Arbeitsumfeld nichts ausmacht und die sich flexibel auf ein neues Umfeld einstellen können (und wollen).

Welche Formen von Workation gibt es?

Workations können privat oder durch einen externen Anbieter organisiert sein. Die Beweggründe für den Sinn und Zweck einer Workation können dabei unterschiedlichster Natur sein. In jedem Fall bietet ein Tapetenwechsel Ihnen sowie Ihren Angestellten die Möglichkeit, neue Perspektiven einzunehmen. Es gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie eine Workation aussehen kann:

Die Rückzugs-, Sport- oder Familienreise

Ruhe, eine bestimmte Sportart oder einfach nur mehr Zeit mit der Familie – bei dieser Form der Workation stehen Erholung und der Tapetenwechsel im Vordergrund. Die Reise geht also entweder an einen Ort, wo es sehr beschaulich zugeht, damit der Mitarbeitende viel Zeit für sich findet, oder an einen Ort, wo neben der Arbeit auch der Sport zum Zuge kommt. Zudem eignet sich das Fernarbeits-Modell, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen möchte, ohne dabei die Arbeit zu vernachlässigen.

Die Netzwerkreise

Ideal, um Kontakte innerhalb der eigenen Branche zu knüpfen – wer andere Menschen um sich herum braucht und sich gerne mit anderen austauscht, nutzt seine Workation zum Netzwerken.

Die Weiterbildungsreise

Tagsüber lernen und in der Freizeit eine neue Kultur kennenlernen – die Weiterbildungsreise zählt zu den Klassikern der Workations! Dabei kann es sich um Weiterbildungen aus den unterschiedlichsten Bereichen handeln.

Arbeitszeiten flexibel gestalten

Wie Sie die Workation in Ihrem Unternehmen genau gestalten, ist ganz Ihnen überlassen. Legen Sie in detaillierter Absprache mit Ihren Arbeitnehmenden die Rahmenbedingungen für die Workation fest. Es gibt verschiedene Ansätze, die hier möglich sind. So können Ihre Angestellten

  • die üblich vereinbarte Zeit arbeiten, zum Beispiel acht Arbeitsstunden am Tag.
  • die übliche Arbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für „Urlaubsaktivitäten“ zu nutzen.
  • oder beispielsweise wöchentlich zwischen Urlaub und Arbeit wechseln.

Voraussetzungen für Workations

Ganz gleich, ob Sie die Workations in Ihrem Unternehmen selbst organisieren oder auf eine externe Organisation zurückgreifen – in jedem Fall gibt es einige Faktoren, die für eine erfolgreiche Workation im Voraus festgelegt werden müssen.

Mitarbeitende einbinden

Sie wollen wissen, ob eine Workation auch in Ihrem Unternehmen infrage kommt? Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in den Entscheidungsprozess mit ein! Mithilfe regelmäßiger Umfragen und Mitarbeiterbefragungen finden Sie heraus, welche Wünsche und Vorstellungen Ihre Mitarbeitenden haben. Um ein regelmäßiges Feedback gewährleisten zu können, hilft Ihnen auch die Mitarbeiterbefragungs-Software von Tivian! Mehr Infos zum Thema können Sie in unserem Blogartikel „Mitarbeiterbefragung“ nachlesen.

Teilnehmer festlegen

Geht es um einen einzelnen Angestellten oder schicken Sie ein ganzes Team in die Workation? Vielleicht haben Ihre Angestellten den Wunsch geäußert, eine Workation zu machen? Oder Sie kommen in einem Projekt gerade absolut nicht weiter und Ihr Team braucht dringend einen Tapetenwechsel? Sprechen Sie mit Ihren Angestellten über ihre Ideen und stimmen Sie sich gemeinsam ab, ob eine Workation wirklich infrage kommt.

Ort und Zeitraum der Workation

Wohin soll es gehen? Wie lange dauert die Workation? Arbeits- und Urlaubsort sollten sich idealerweise in derselben Zeitzone befinden wie das Unternehmen in der Heimat. Außerdem benötigt der Reisende eine passende Arbeitsausstattung vor Ort.

Struktur der Workation

Wie genau soll die Workation strukturiert sein? Wann wird gearbeitet? Was soll alles erarbeitet werden? Welches Zeitfenster steht zum Erreichen der Ergebnisse zur Verfügung?

Sonstige Regelungen

Kann eine gute Internetanbindung vor Ort sichergestellt werden? Welche Kosten übernimmt das Unternehmen, welche der Reisende? Stellen Sie sicher, dass alle Kommunikations- und Zahlungsmittel auch im Ausland funktionieren. Außerdem sollte der Versicherungsschutz des arbeitenden Reisenden eindeutig geklärt und geregelt sein. Überprüfen Sie vor der Workation zudem mögliche Empfehlungen oder Warnungen des Auswärtigen Bundesamts.

Vorteile von Workations

Workations bieten nicht nur Arbeitnehmern eine Vielzahl an Vorteilen. Auch die Unternehmen dahinter profitieren von den positiven Einflüssen des Urlaubsoffices.

  • Reisen erweitert den Horizont, macht Spaß und bereitet Freude. Wenn der normale Arbeitsalltag in den Hintergrund rückt, schaffen neue Eindrücke und Reize neue Energie. Workations bieten eine enorme Flexibilität, schärfen die Sinne und befreien von vielen Zwängen. Sie können somit sowohl die Motivation als auch die Kreativität Ihrer Angestellten steigern.
  • Gemeinsames Co-Working fördert den Austausch mit anderen: Schickt ein Unternehmen beispielsweise ein Team oder eine gesamte Abteilung in Workation, öffnen sich einerseits neue Perspektiven, während andererseits das Wir-Gefühl gestärkt wird. So festigen gemeinsames Brainstorming, kreativer Austausch und gemeinsame Freizeit den Zusammenhalt der Gruppe.
  • Bei einer Workation stehen die Mitarbeitenden im Mittelpunkt, nicht der Arbeitsort. Durch ein Workation-Angebot heben Sie sich als attraktiver Arbeitgeber für potenzielle Bewerber von der Konkurrenz ab – insbesondere für die uns bevorstehende Geration Z, für die Büropflicht ein absolutes Ausschlusskriterium bei der Jobsuche darstellt. Ihre Angestellten fühlen sich wertgeschätzt – und Sie gewinnen glückliche, entspannte sowie besonders produktive Arbeitnehmer dank neuer Perspektiven und einer ausgewogenen Work-Life-Balance.

Herausforderungen für Unternehmen

Neben vielen Vorteilen stellt das Workation-Modell viele Unternehmen jedoch auch vor neue Herausforderungen. Nicht alle Arbeitgebende – wie auch Arbeitnehmende – mögen die Vermischung von Arbeit und Urlaub. Persönlich bedarf es einer gewissen Offenheit, sich auf Neues einzulassen. Für Mitarbeitende und Arbeitgeber, die besonderen Wert auf feste Strukturen legen, ist dieses Arbeitsmodell daher weniger attraktiv. Andererseits wirft das neue Arbeitsmodell aber auch viele steuerliche sowie rechtliche Fragen auf, die im deutschen Arbeitsrecht noch nicht genau definiert wurden.

Die Kommunikation vom Unternehmen zum Reisenden ist üblicherweise langsamer, als wenn alle Beteiligten vor Ort sind. Ähnlich wie beim Homeoffice funktioniert Workation daher immer nur auf bestimmte Zeit – den persönlichen Austausch oder das ungezwungene Gespräch in der Mittagspause ersetzen Telefonate und Videokonferenzen auf Dauer nicht.

Des Weiteren kann Unklarheit die Zusammenarbeit erschweren: Wann erreiche ich die reisende Person? Wann kann ich mit einer Antwort rechnen? Gerade für Workationer gilt daher: Klare Strukturen und Absprachen sind da A und O einer funktionierenden Zusammenarbeit!

Hype oder Zukunft?

„Dauert das Meeting noch lange? Ich wollte gleich noch surfen gehen.“ – Eins steht fest: Die Frage nach dem (Un-)Sinn, Urlaub und Arbeit miteinander zu verbinden, bringt reichlich Konfliktpotenzial mit sich. Denn während für die einen Workation bedeutet, trotz viel Arbeit den Jahresurlaub mit der Familie zu verbringen, bedeutet es für die anderen einfach nur, den regulären Arbeitsplatz im Büro gegen das Haus am Meer oder eine abgelegene Berghütte zu tauschen. Doch Konflikte entstehen meist dann, wenn die eine Person nicht weiß, was die andere braucht – und das trifft sowohl auf die individuellen Vorstellungen eines Urlaubs wie auch einer Arbeitsumgebung zu.

Fakt ist jedenfalls: Im heutigen Wandel der Arbeitswelt geht es nicht darum, welche Form von Arbeiten irgendjemand für richtig oder falsch hält. Vielmehr geht es darum, eine Umgebung zu schaffen, die ein effektives und kreatives Arbeiten ermöglicht.  Jeder Einzelne braucht eine andere Umgebung, um arbeiten zu können. Das stellte auch der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann fest, der den Begriff „New Work“ bereits in den 1970er Jahren prägte. So sollen sich die Menschen in der Arbeitswelt der Zukunft an dem orientieren, „was sie wirklich wollen“. Muss die Arbeit immer am heimischen Schreibtisch stattfinden? Absolut nicht. Für jede Art der Workation werden passende Reiseziele angeboten. Demnach wird es zukünftig wahrscheinlich einem großen Teil der Büroangestellten möglich sein, zumindest temporär unabhängig von einem festen Arbeitsplatz tätig zu sein.

Workation heißt also nicht einfach nur, statt im Büro an den schönsten Orten der Welt zu arbeiten. Vielmehr bedeutet es, den Mitarbeitenden eine neue Perspektive auf die Dinge zu ermöglichen und auf eine ganz besondere Art die Kreativität aus ihnen herauszukitzeln. Je nach Unternehmen, Beschäftigungsart und finanziellen Mitteln, können Workations also durchaus sinnvoll sein!

Was bedeutet der Trend für Unternehmen?

Wer sich als attraktiver Arbeitgeber von seinen Wettbewerbern abheben möchte, sollte das Arbeitsmodell Workation nicht nur als schlichten Trend betrachten. Beispielsweise bietet sich eine jährliche Workation an, um aus gewohnten Abläufen auszubrechen und so zu neuen Ergebnissen zu kommen, Ihre Mitarbeitenden zu motivieren und insgesamt das Mitarbeiterengagement: zu wertvoll, um es zu ignorieren zu stärken.

Workations bewegen sich auf einer Grenze zwischen Urlaub, Fernarbeit und Sabbatical. Es gibt Situationen, in denen sie funktionieren können, aber jedes Unternehmen muss die richtige Kombination für sich selbst und seine Beschäftigten finden.

Finden Sie mit regelmäßigen Befragungen heraus, was Mitarbeitende wirklich wollen: